Laut Überlieferung stammt dieses Sprichwort vom chinesischen Philosophen Konfuzius (551–479 v. Chr.). Es wird gern angeführt, wenn jemand die Bedeutung von Zielen abwerten oder zumindest herabstufen möchte.
Es geht in diesem Zitat aber nicht um eine faktische Gleichsetzung von Weg und Ziel. Vielmehr geht es darum zu relativieren und Rahmenfaktoren einzubringen, welche es dringend zu beachten gilt, wenn man Ziele erreichen will.
Ob bewusst oder unbewusst. Unser Leben ist geprägt von Zielen, die wir uns in nahezu jeder Situation geben. Das Menschliche Handeln ist grundsätzlich Zielorientiert. Selbst wenn ihr sagt, ihr wollte ziellos durch Europa fahren, dann habt ihr je bereits euer Ziel definiert, nämlich "ziellos durch Europa fahren".
Ich bin der Meinung, dass es kaum möglich ist, ohne Ziele zu leben.
Im Bereich des Lernens bzw. Lehrens, egal ob kognitiv, psychomotorisch oder affektiv, sind Ziele der Start jeder didaktischen Arbeit. Egal ob ihre ein einzelnes Training plant, einen Unterricht an der Universität oder ein ganzes Curriculum. Gutes Didaktisches Arbeiten startet bei einer klaren Definition ("Operationalisierung") der Lernziele. Man nennt dies Lernzielorientierung. Seit einigen Jahren spricht man auch von Kompetenzorientierung. Eine Kompetenz ist aber lediglich ein Lernziel auf einer niedrigeren Eben bzw. einem eingegrenzten Lernfeld.
Dabei startet ihr immer beim hierarchisch betrachtet höchsten Ziel. Bei einer ganzen Ausbildung ist dies das "Ausbildungsziel". Erst wenn ihr dieses Ziel klärt, könnt ihr die anderen didaktischen Rahmenfaktoren betrachten, also starten den Weg zu planen.
Und genau hier kommt jetzt das Zitat ins Spiel, welches Konfuzius zugesprochen wird. Der Weg zum Ziel ist in der Regel kein kurzer, sondern ein langer mit vielen Zwischenzeilen bzw. Etappen. Um das Ziel zu erreichen, muss man auf seinem Weg geduldig bleiben und Etappe für Etappe nehmen, also den Weg gehen. Man sollte zwar das Ziel stets vor Augen haben. Aber man muss Geduld haben und kontinuierlich an sich arbeiten. Man muss also den Weg gehen, um zum Ziel zu kommen.
In diesem Sinne erreicht also nur derjenige sein Ziel, der den Weg strukturiert, motiviert mit Geduld und kontinuierlich geht. Es geht also nicht darum, dass man aufhören soll sich Ziele zu setzen, sondern darum, dass man den Weg zum Ziel nicht aus den Augen verlieren darf, da man sein Ziel sonst verfehlt.
Wenngleich der Weg das Ziel ist, so ist doch auch das Ziel immernoch das Ziel.